TALIS 2008
Die TALIS-Studie der OECD erhebt mittels Fragebögen Informationen über die Arbeitsbedingungen und das Lernumfeld von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen der Sekundarstufe I (in Österreich sind dies Hauptschulen und AHS-Unterstufen) im internationalen Vergleich.
Dabei stehen folgende Themenbereiche im Mittelpunkt: Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern; Lehreinstellungen, -haltungen und -methoden; Schulevaluation, Lehrer-Beurteilung und Feedback; Schulleitung. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Länder und Systeme zu erkennen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und auf diese mit ähnlichen oder unterschiedlichen politischen Ansätzen reagieren.
An der 2008 erstmals durchgeführten Erhebung beteiligten sich in Österreich 248 Schulen. Es wurden dabei rund 4.300 Lehrpersonen und die Schulleitungen der 248 Schulen befragt. Insgesamt nahmen 24 Länder auf vier Kontinenten an der Studie teil. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf den Aussagen der Lehrpersonen und Schulleitungen.
Download-Hinweis
Berichte und Daten zur internationalen Studie TALIS 2008 finden Sie im Materialienbereich der IQS-Website:
Zusammenfassung der Ergebnisse
Profil der Lehrkräfte – nur knapp ein Drittel der Schulleitungen weiblich
In Österreich sind rund zwei Drittel der Lehrkräfte Frauen (68 %). Mit 69 % ist dieser Anteil auch im OECD-/EU-Länderschnitt ähnlich hoch. In der Leitung von Schulen finden sich jedoch wesentlich weniger Frauen: In Österreich sind nur knapp ein Drittel (29 %) der Schulleitungen Frauen, im OECD-/EU-Schnitt 43 %.
Österreich lässt sich dadurch charakterisieren, dass die Lehrkräfte im Vergleich zum OECD-/EU-Schnitt älter sind. 78 % der österreichischen Lehrkräfte sind über 40 Jahre alt, im OECD-/EU-Schnitt sind es 58 %. Nach Angaben der in Österreich vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte verbringen diese wöchentlich im Durchschnitt ca. 20 Stunden (das entspricht 24 Unterrichtseinheiten zu 50 Minuten) mit Unterrichten, 15 Stunden mit Vor- bzw. Nachbereitungszeit des Unterrichts sowie weitere 8 Stunden für administrative und andere Tätigkeiten. In Summe berichten die österreichischen Lehrkräfte in einer normalen Schulwoche über eine Gesamtarbeitszeit von 43 Stunden. Der OECD-/EU-Schnitt liegt bei 39 Stunden.
Profil der Schulen – Beeinträchtigung des Unterrichts
Österreichs Schulleiterinnen und Schulleiter sehen den Unterricht vor allem durch personelle Mängel beeinträchtigt. Diese Wahrnehmung zeigt sich im Verhältnis von unterstützendem Personal zur Anzahl der Lehrkräfte sehr deutlich. Im OECD-/EU-Schnitt kommen 16 Lehrkräfte auf eine pädagogisch unterstützende Kraft (Psychologin/Psychologe, Logopädin/Logopäde) und neun Lehrkräfte auf eine administrative Kraft. In Österreich ist dieses Verhältnis wesentlich ungünstiger: Auf eine pädagogisch unterstützende Kraft kommen 29 Lehrpersonen und auf eine administrative Kraft 25 Lehrpersonen. In der Autonomie der Schulen zeigt sich in Österreich ein einzigartiges Muster. Aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter haben die Schulen in den Bereichen Lehrplan (Fächerangebot, Schulbücher, Lernstoff) und Schülerpolitik (Aufnahmekriterien, Schülerbeurteilung) hohe Autonomie. In puncto Schulbudget und Personal (Anstellung/Entlassung, Gehalt) ist hingegen nur sehr geringe Selbstständigkeit gegeben. Insgesamt liegt Österreich in Bezug auf die Schulautonomie im letzten Viertel der OECD-/EU-Teilnehmerländer.
Fortbildung – 11 Tage in 18 Monaten
Fast alle der rund 4300 befragten Lehrpersonen (97 %) geben an, dass sie 18 Monate vor der Befragung eine formelle Fortbildung (Kurse, Workshops) im Ausmaß von mindestens einem Tag besucht haben. Damit gehört Österreich zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Lehrerinnen und Lehrern, der Fortbildungen besucht. Die durchschnittliche Fortbildungsdauer liegt in Österreich mit 11 Tagen (in 18 Monaten) jedoch im unteren Drittel der OECD-/EU-Vergleichsländer.
Knapp die Hälfte (45 %) der österreichischen Lehrpersonen wünscht sich mehr Fortbildung, als sie erhalten hat. Der am häufigsten genannte Hinderungsgrund (64 %) liegt für die Lehrpersonen darin, kein passendes Fortbildungsangebot vorgefunden zu haben. Die größte Nachfrage an Fortbildung sehen die österreichischen Lehrkräfte beim "Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Lernbedürfnissen" (70 %).
Einstellungen – hohe Arbeitszufriedenheit
Das Kooperationsverhalten zwischen Lehrkräften in Österreich entspricht dem OECD-/EU-Schnitt. Der Austausch von Unterrichtsmaterialien findet dabei relativ häufig statt; eine wenig praktizierte Form der Zusammenarbeit ist hingegen das gegenseitige Hospitieren im Unterricht. Zwischen AHS-Unterstufen und Hauptschulen zeigen sich deutliche Unterschiede. So unterrichten Hauptschul-Lehrpersonen wesentlich häufiger im Team als ihre Kolleginnen und Kollegen aus den AHS.
Die Lehrpersonen in Österreich sowie im internationalen Vergleich schätzen sich als sehr selbstwirksam ein (Österreich und OECD-/EU-Schnitt: 91 %); neun von zehn Lehrkräften stimmen der Aussage "Alles in allem bin ich mit meiner Arbeit zufrieden." eher oder ganz zu (Österreich: 93 %; OECD-/EU-Schnitt: 90 %).
Schulevaluation – selten externe Evaluation der Schulen
Die Evaluation spielt an Österreichs Schulen eine untergeordnete Rolle. Hierzulande arbeiten signifikant weniger Lehrpersonen als im OECD-/EU-Schnitt an Schulen, die in den vergangenen fünf Jahren evaluiert wurden. Laut Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter arbeiten 58 % der Lehrkräfte an Schulen, in denen in den vergangenen fünf Jahren zumindest eine interne Evaluation durchgeführt wurde. Lediglich in Portugal ist dieser Anteil noch geringer. Im OECD-/EU-Schnitt arbeiten 80 % der Lehrpersonen an Schulen, die in den vergangenen fünf Jahren intern evaluiert wurden.
Eine externe Beurteilung (zum Beispiel durch eine Schulinspektorin/einen Schulinspektor) kommt in Österreich noch seltener vor: Nur 40 % der Lehrkräfte in Österreich arbeiten an Schulen, in denen eine externe Evaluation durchgeführt wurde. Nur in Italien werden Schulen noch seltener extern evaluiert. Der OECD-/EU-Schnitt liegt bei 69 %.
Schulleitung – Administrieren als Kernaufgabe
Die Administration wird von Schulleiterinnen und Schulleitern in Österreich sowie in allen anderen Vergleichsländern als sehr wichtige Aufgabe eingestuft: 80-90 % sehen "Kommunizieren und Kontrollieren" und „Verwalten und Gestalten“ als Kernaufgaben. Mit pädagogischen Aufgaben der Schulleitung – beispielsweise dem Festlegen von Zielen und der Unterrichtsentwicklung – setzen sich die österreichischen Schulleiterinnen und Schulleiter nicht so intensiv auseinander wie ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen. Das Lösen von Problemen ist hingegen national wie international ein zentraler Tätigkeitsschwerpunkt.
Informationen zu TALIS
T +43-662-620088-5500
E-Mail: talis@iqs.gv.at